2020

Bauen auf dem Land
integratives gemeinschaftliches Wohnprojekt
mit 11 Wohneinheiten und Gemeinschaftsräumen
in Petersaurach.

Hans Weidinger, Michaela Stömer, Martin Schmeer

 

Stömer.Will.Weidinger Architekten und Ingenieure PartGmbB
in Zusammenarbeit mit Architekturatelier Hans Weidinger

Gemeinschaftliches Wohnprojekt in Petersaurach

 

Entwurfskonzept

Prägend für die Umgebung ist ein kleinteilige, offene Bauweise mit maximal 2 Vollgeschossen. Damit sich das künftige gemeinschaftliche Wohnprojekt schon von seinem „Habitus“ gut in das Umfeld integriert, soll sich die neue Bebauung in ihrer Maßstäblichkeit ins Strickmuster der einzelstehenden Siedlungshäuser mit fließenden Grünräumen einfügen. Unter der Überschrift: „Abstand und Nähe“ sollen die sehr unterschiedlichen Wohnungsgrundrisse eine möglichst „paritätische“ und mindestens zweiseitige Belichtung gewährleisten. Eine etwas ungünstigere Nord-Süd-Orientierung der Wohnungen wurde vermieden. Drei leicht untereinander verschwenkte Baukörper wurden so nahe wie möglich, aber so weit wie für eine gewisse Privatheit notwendig auf dem Baugelände platziert. Durch diese Baukörperstellung ergibt sich ein trapezförmiger Innenhof, der sich leicht nach Süden öffnet. Dieser Hof soll als Herzstück der künftigen elf Wohnungen gemeinsame Aktivitäten ermöglichen und fördern. Die behindertengerechte Erschließung der Obergeschoss-Wohnungen soll mittels eines zentralen Aufzugs, der auch das Kellergeschoss andient, und vor den Wohnungen verlaufenden Stegen in Form von „Laubengängen“ ( im wörtlichen Sinne) erfolgen. An den Enden der Stege angeordnete Treppen (mehr als notwendig) ermöglichen brandrechtlich eine so genannte Übererschließung und erlauben so den Bewohnern, diese als „Wohnflure“ mit Sitzgelegenheiten oder Blumenkästen und dergleichen zu erobern.

 



Materialüberlegungen

Nach eingehender Prüfung kamen wir überein, dass die sehr heterogenen Wohnungen eine Modulbauweise weder in Beton noch in Holz, noch in Hybridbauweise begünstigen. Bis auf den Keller sollen alle Baukörper aus Holz ( günstigere Pfosten-Riegelbauweise) erstellt werden. Die lichte Wohnraumhöhe wurde geringfügig höher als das baurechtliche Minimum mit 2, 50 Metern angenommen. Der ambitionierte Versuch der Gemeinschaft, möglichst geringe Baukosten zu generieren, kann unserer Meinung nur dann gelingen, wenn die wärmegedämmte Hülle auf das Mindeste beschränkt wird. Zunächst wurde deshalb über kubische Baukörper mit Flachdächern nachgedacht, was allerdings weder dem dörflichen Charakter der Umgebung, noch dem Budget gedient hätte, da Flachdächer in Herstellung und Unterhalt nicht unbedingt günstig sind. Unter dem Vorbild von Versuchen aus den 1970er Jahren ( Baufrösche, Ralph Erskine etc.), einfaches Bauen als Lösungsansatz zu verfolgen, lag es nahe, in der Umgebung günstige Bauweisen zu suchen. Dächer landwirtschaftlicher Nutzgebäude werden häufig mittels günstigen Nagelbinder als Tragwerk ausgestattet. So sollen die rechteckigen Quader allseits gut gedämmt werden und von einem leichten Dachtragwerk mit Ziegel- oder Blechdeckung ( teurer) mit auskragenden Dachrändern geschützt werden. Unserer Meinung nach sollte überlegt werden, ob die Außenwände aus Gründen der Nachhaltigkeit ( Kosten-Nutzen-Analyse des Bauunterhalts über längere Zeiträume) nicht doch einfache Holzschalungen erhalten. Aus Kostengründen bleibt indes kaum eine andere Wahl, als die Baukörper überwiegend mineralisch zu verputzen.

 

Energetisches Konzept

Eine hochwertige, recyclingfähige Dämmung aller Außenbauteile ermöglicht einen hohen energetischen Standard mit geringen Heizkosten. Eine Passivbauweise ist mit dem zur Verfügung stehenden Budget nicht realisierbar. So soll aus Gründen der Nachhaltigkeit eine zentrale Heizung mit nachwachsenden Rohstoffen ( Pellets ) im Keller mit solarer Unterstützung dienen. Südwestlich orientierte Dächer würden sich auch als Standorte für Photovoltaik anbieten.